Essen ist politisch – gutes Essen für alle gibt es nur OHNE Kapitalismus

  1. Für kapitalistische Betriebe sind Menschen, Tiere und Pflanzen nur Material zur Erwirtschaftung von Profit.
    Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln ist nur ein Beiprodukt der Agrarwirtschaft, der es nicht um Versorgung geht, sondern um Profit. Faktisch schafft das derzeitige System eine Überversorgung mit oftmals qualitativ minderwertigen Lebensmitteln im globalen Norden und eine Unterversorgung mit Grundnahrungsmitteln in großen Teilen des globalen Südens.
    Die Ausbeutung von Wanderarbeiter*innen auf deutschen Spargelhöfen ist genauso ein Effekt des kapitalistischen Verwertungszwanges wie die Massentierhaltung und die Vergiftung der Umwelt durch Überdüngung, Pestizide und Insektizide. Die Konkurrenz führt zur Konzentration des Kapitals in immer größeren Betrieben mit immer größerer Marktmacht, was sowohl zur Zerstörung kleiner Höfe als auch zur Zerstörung der Artenvielfalt durch Monopole auf genetisch manipulierte Nutzpflanzen führt.
    Die für Mensch und Natur ruinösen Geschäftspraktiken der Agrarwirtschaft sind also Ausdruck von innerhalb des Kapitalismus unvermeidlichen Verwertungs- und Konzentrationsprozessen.
  2. Innerkapitalistische Reformen sind allenfalls in der Lage, die übelsten Auswüchse eine Zeit lang zu lindern oder einen privilegierten Nischenmarkt zu schaffen bzw. zu erhalten.
    Die Festsetzung von höheren Preisen für Erzeugerinnen würde zu höheren Lebensmittelpreisen führen und damit zu Lasten der Konsumentinnen gehen, von denen sich viele ohnehin nur das Billigste leisten können.
    Rechtliche Regelungen oder eine Verschiebung von Subventionen würden die Marktmacht der großen Konzerne kaum beeinträchtigen. Sie dürften höchstens dazu führen, ein relativ kleines Marktsegment, das oft nur Produkte für Besserverdienende herstellt, zeitweilig zu begünstigen. Überhaupt ist der Versuch, kleine Bauernhöfe gegen die großen Konzerne zu schützen, im Kapitalismus auf lange Sicht aussichtslos und würde die kapitalistische Konkurrenz nur zeitweise auf kleinere Ebenen verschieben und nicht zu solidarischer und ökologisch verträglicher Lebensmittelversorgung aller führen.
  3. Gesunde Nahrungsmittel für alle herzustellen, ohne die Natur nachhaltig zu ruinieren, ist nur möglich, wenn die Landwirtschaft dem besinnungslosen Prozess der Kapitalverwertung entrissen wird.
    Eine Landwirtschaft, die schonungsvoll mit den Nutztieren und –pflanzen umgeht und auch der wilden Natur ihren Raum lassen könnte, dürfte nicht vom permanenten Konkurrenz- und Verwertungsdruck getrieben sein. Um mit den endlichen Ressourcen dieser Erde so umgehen zu können, dass auch in hundert Jahren die Böden noch fruchtbar, das Klima für die Landwirtschaft günstig und Grundwasserreserven noch nicht erschöpft sind, muss die Menschheit den Kapitalismus überwinden. Ein erster Schritt zu einer Landwirtschaft, die sich an den reflektierten Bedürfnissen aller orientiert, wäre die Zerschlagung und Enteignung und schließliche Vergesellschaftung der Agrar- und Lebensmittelindustrie.